Einleitung
Wir wollen mit diesem Diskussionstext eine Charakterisierung des Stalinismus als historische Erscheinung und dessen Perspektiven versuchen.
Die Analyse der politischen Fehler des Stalinismus wurde brillant beschrieben von Trotzki, Rakowski und anderen Intellektuellen der damaligen linken Opposition.
Der Analyse der Bewegung gegen Stalinismus und Bürokratie in China, in der damaligen Sowjetunion, in der damaligen DDR und anderen Ländern des „real existierenden Stalinismus“ sind heute im Rahmen eines erneuten Aufwachen der Massenbewegung dringend notwendig.
Wir finden es notwendig, den Begriff der asiatischen Produktionsweise andeutungsweise aufzugreifen, denn gerade in der Behandlung dieser Theorie zeigt sich die typisch stalinistische Geschichtsbetrachtung der bürokratischen Führungen in den Ländern des realexistierenden Stalinismus.
Nicht nur die Geschichte wird dogmatisiert, mit starren Schemata zum leblosen Akademismus verdammt, sondern auch die historische Stellung dieses Begriffs in der Entwicklung des Marxismus wird völlig falsch wiedergegeben.
Es gibt aber auch einen besonderen Grund, warum wir ausgerechnet mit einem Überblick über diese marxistische Kategorie – und nicht über eine andere (marxistische Kategorie) – anfangen wollen.
Die Ähnlichkeiten zwischen der asiatischen Produktionsweise und der stalinistischen Auffassung der Planwirtschaft sind verblüffend. So verblüffend, das Intellektuelle wie Rudolf Bahro und Kämpfer wie Cohn-Bendit in ihren besten Zeiten auf diese Kategorie gestoßen sind.
Wir wollen hiermit eine Perspektive für die Revolutionäre beschreiben, die eben die Unterscheidung zwischen Stalinismus und die asiatische Produktionsweise zur Grundlage hat.
Wir wollen also eine Perspektive, die es erlaubt
- nicht nur die theoretischen Werkzeuge zu besitzen, die die Verteidigung der sozialistischen Demokratie in zusammenhängender Form möglich machen
- sondern auch eine Theorie zu besitzen, die uns erlaubt, eine marxistische, revolutionäre Praxis (wieder) anzueignen.
Einleitung
Stalinistische Dogmen
1) Die primitive Produktionsweise
2) Die asiatische Produktionsweise
3) Die antike Produktionsweise
4) Die Sklaverei
5) Die germanische Produktionsweise
6) Die feudale Produktionsweise
7) Die kapitalistische Produktionsweise
Noch mal: Die Asiatische Produktionsweise (AP)
Vergleich mit der primitiven Urgesellschaft
Vergleich mit der Sklaverei
Vergleich mit dem Feudalismus
Vergleich mit dem Kapitalismus
Schlussfolgerungen
Asiatische Produktionsweise und Stalinistische Staatstheorie
Rolle des Nationalismus
Theorie der „Permanenten Revolution“
Klassenkollaboration oder nicht
Asiatischer Despotismus
Stalinismus und asiatische Produktionsweise
Rahmen der beiden Theorien
Stalinismus: Planwirtschaftsabart innerhalb des Kapitalismus?
Bürokratische Verwaltung im Realexistierenden Stalinismus gegen Privateigentum
Vorläufige Schlussfolgerung
Zusammenfassung
Perspektiven
Stalinistische Dogmen
Die stalinistische Ideologie geht davon aus, dass die in der Geschichte bestimmter Gesellschaften vorkommende Stufenfolge universelle Gültigkeit hat (Urgesellschaft => Sklaverei => Feudalismus => Kapitalismus => Kommunismus).
Dagegen wandte sich schon Marx ausdrücklich.
Er warf damals zum Beispiel in einem Brief einem Kritiker vor, er (der Kritiker) würde „durchaus meine historische Skizze von der Entstehung des Kapitalismus in Westeuropa in eine geschichtsphilosophische Theorie des allgemeinen Entwicklungsganges verwandeln, der allen Völkern schicksalsmäßig vorgeschrieben ist.“ 1…
Marx war es auch schon, der mit der Kategorie der asiatischen Produktionsweise arbeitete.
Wir können hier die Theorie der asiatischen Produktionsweise nur andeuten.
- Aus dem Übergang aus der Urgesellschaft ergab sich in einigen Ländern ( z.B. China, Inka-Reich) eine Gesellschaftsform, in der die herrschende Klasse das Beamtentum darstellte.
- Dieses Beamtentum erlangte bei Verrichtung bestimmter gesellschaftlich notwendiger Aufgaben das Mehrprodukt durch Steuererhebungen von den Bauern.
- Das Privateigentum größerer Landbesitzer und deren Besitz von Sklaven spielte demgegenüber eine untergeordnete Rolle.
Aus der Analyse dieser Gesellschaftsformationen ergab sich die Notwendigkeit für Karl Marx, die Kategorie der „asiatischen Produktionsweise“ einzuführen.
- Der Begriff wurde ca. 1853 zum ersten Male von Marx benutzt, und prägte bis zum Ende seines Lebens seine theoretischen Konzeptionen.
- Engels nimmt diese Kategorie im „Anti-Dühring“ und in „die französische Epoche“ (1882) wieder auf.
- Die Kategorie verschwindet bei Engels in „der Ursprung der Familie“ (1884), wird aber beibehalten in den Bänden II und III des Kapitals (1885, 1894), das nach dem Tode von Marx veröffentlich wurde.
- Die ausführlichste Verarbeitung des Begriffes bei Marx findet sich in seinem Buch „Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen“, das unter dem allgemeinen Titel „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“ (1855-1859) zum ersten Mal erschien.
Dieser Begriff hat seinen Ursprung in den Texten und Dokumenten aus England, die die Lage in indischen Dörfern des XIX. Jahrhunderts beschreiben.
Der zentrale Punkt, den Marx betont, ist das Nichtbestehen des Privateigentums der Erde.
In dem Text „Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen“ beschreibt Marx sieben verschieden Formen der Aneignung der Erde, d.h. die herrschenden Produktionsbeziehungen zwischen den Menschen in den vorindustriellen Gesellschaften.
1 Marx Engels Werke, Bd 19, S 111
Dies sind:
- Die primitive Produktionsweise,
- Die asiatische Produktionsweise,
- Die antike Produktionsweise,
- Die sklavische Produktionsweise,
- Die germanische Produktionsweise,
- Die feudale Produktionsweise
- und letztendlich die kapitalistische Produktionsweise.
Wir wollen hier ein kleines Schema der verschiedenen Produktionsweisen darstellen.
1) Die primitive Produktionsweise
Das Eigentum „Land“ (Eigentum der Erde) wird hier von der gesamten Gemeinde ausgeübt, und die Mitgliedschaft in der Gemeinde ist die Bedingung für die Einzelperson für den (individuellen) „Besitz“ der Erde.
Das Überleben eines Menschen ist vollkommen abhängig von seiner Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft.
Die Stellung dieses Menschen in der Gemeinschaft ist von Familienbeziehungen innerhalb der Gemeinschaft bestimmt.
Solche Familienbeziehungen werden auch von der Gruppe definiert. Je ärmer die Gruppe oder Gemeinschaft ist, desto mehr beeinflussen diese Familienbeziehungen die Gruppe.
2) Die asiatische Produktionsweise
Diese Produktionsweise ist möglich, wenn ein Überschuss in der Produktion vorhanden ist.
Die Produktion ist nicht am Markt orientiert, die Wirtschaft bleibt „natürlich“.
Der Zusammenhalt solcher Gesellschaften kann durch einen Rat von Familienchefs oder von einem Oberchef aufrechterhalten werden .
Die soziale Autorität kann Formen annehmen, die mal mehr despotischen, mal mehr demokratischen Charakter haben können.
Die Zentralisierung und die Akkumulation vom Mehrwert in Staatshänden (obere Gemeinde) erlaubt die Entwicklung der Städte und des Außenhandels.
Der Handel ist hier nicht marktgerichtetes Innenleben der Städte, sondern Staatsmonopol, der Händler ist ein Staatsbeamter.
Die Ausbeutung der Bauern und Handwerker durch eine Aristokratie und durch Staatsbeamte ist nicht individuell, weil:
- die Corvee (Frondienst, Unbezahlte Mehrarbeit für Staat, Kirche und Adel) kollektiv ist
- die Steuern teilweise mit der Differentialrente der Erde (Erdprodukte) und der absoluten Rente der Erde (Miete) verschmolzen sind
- sie (die Steuern) von Beamten kassiert werden, im Namen des Staates und nicht im Namen irgendeines privaten Grundbesitzers.
Die Ausbeutung der Menschen durch den Menschen nimmt eine Form an, die Marx als „Allgemeine Sklaverei“ bezeichnete.
Diese Form ist in ihrem Wesen anders als die griechisch-römische Sklaverei:
- sie schließt die individuelle Freiheit des Individuums nicht aus
sie ist nicht ein Abhängigkeitsverhältnis einer Person zu einer anderen Person, sondern von einer (unteren) Gemeinde zu anderen (oberen) Gemeinden.
- Das Schema zeigt, dass die Existenz des Staates und der Ausbeutung der Gemeinden nicht die Eigentumsverhältnisse modifiziert, weil der Boden weiter Gemeindeeigentum bleibt (Diesmal Eigentum des Staates als obere Gemeinde).
- Die Menschen bleiben also Besitzer der Erde, solange sie Mitglieder der Gemeinde sind, und als solche sind sie Teilbesitzer.
- Es gibt also eine beginnende Form der Ausbeutung und eine beginnende Form der Klassenspaltung ohne Privateigentum der Erde.
- Der Mehrwert, der früher in den Händen der lokalen Gemeinde geblieben war, geht jetzt in die Hände der oberen Gemeinde über (Der Staat).
Die produktive Ausbeutung von Sklaven kann nicht die herrschende Produktionsweise werden.
- Weil es kein privates Eigentum der Erde gibt (Diskussion: wieso?).
- Weil die Benutzung von Sklaven von Seiten des Königs, der Kirche oder der Beamten gebremst wird durch Notwendigkeit der Bauernarbeit, die durch die Corvee zum Staatsreichtum beiträgt.
Die Entwicklung einer richtigen Sklavenbesitzerklasse geschah in denjenigen Gesellschaftsformationen, die Marx „antike Produktionsweise“ nannte.
Die antike Produktionsweise
- Marx findet die „sauberste“, die „vollendetste“ Form dieser Produktionsweise in der römischen Geschichte.
Die Stadt, die Cité , ist die Residenz der Menschen.
Die Vorbedingung, um Grundbesitzer zu sein, ist die Zugehörigkeit zur Gemeinde, aber der Boden wird in zwei Teile geteilt:
- Der eine Boden bleibt für die Gemeinde (ager publicus) und der andere Boden wird Privateigentum.
- Das Individuum ist Mitbesitzer der ager publicus und Privatbesitzer seines Privateigentums.
- Beide Eigentümer begrenzen und erweitern sich gleichzeitig.
Die Geschichte Roms entwickelte diesen Widerspruch zugunsten der Privatbesitzer.
- Das Beibehalten dieser Struktur ist von der Gleichheit der Kleinbesitzer abhängig.
- Wenn einige Privatbesitzer zu groß werden, verlieren andere ihren Reichtum und werden sogar Schuldsklaven.
- Die private Ausbeutung von Sklaven generalisiert sich, eben weil das Privateigentum der Erde eine solche Entwicklung fordert.
Die antike Produktionsweise wird damit zur Sklaverei.
4) Die Sklaverei
- Sie ist die natürliche Entwicklung der antiken Produktionsweise, mit der Besonderheit, dass die private Ausbeutung der Sklaven der entscheidende Teil der Struktur wird.
Im Schema ist die Verbindungslinie zwischen dem Individuum und der Gemeinde (jetzt: der Staat) gelöscht. - Der Staat wird von der herrschenden Klasse bestimmt.
- Das heißt, der Staat wird zum Überbau der Klassenstruktur.
- Staat und Klasse trennen sich, der Staat wird ein Instrument der herrschenden Klasse.
Auf diese Weise entwickelt sich die sklavische Produktionsweise und wird zusammen mit der germanischen Produktionsweise (die gleichzeitig existierte) eine der Grundlagen des Feudalismus.
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5) Die germanische Produktionsweise
- Im Gegensatz zum römischen ager publicus ist hier das Gemeindeeigentum nur die Ergänzung des Privateigentums der Erde.
- Das Gemeindeeigentum ist also eine Art „Gemeinschaftseigentum von Privatbesitzern“.
- Die landwirtschaftliche Gemeinde ist eine Assoziation von Privatbesitzern.
Diese Landbesitzer verloren nach und nach ihre Unabhängigkeit und wurden gezwungen, sich einer von germanischen Häuptlingen und ihren Armeen ausgeübten Autorität zu unterwerfen.
- Das Eigentum der Erde wurde in solchen Fällen übertragen auf den neuen Herrn.
- Folge: Den Bauern (die verschuldeten ex – Besitzer) wurde die Benutzung der Erde gestattet. Dafür zahlten sie verschiedenen Arten von Miete, die in der Mehrheit der Fälle durch eine Dienstleistung oder einen Tribut bezahlt wurde.
Im Laufe weniger Generationen waren sie dann Knechte.
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6) Die feudale Produktionsweise
Die wesentlichen Produktionsbeziehungen sind die, die die Aneignung der Erde und ihrer Produkte regeln.
Diese Beziehungen vereinigen und konfrontieren gleichzeitig den Feudalherren und den Bauern:
- den Feudalherrn als Besitzer des Landes
- den Bauern als direkten Produzenten und Eigentümer der anderen Produktionsmittel.
Hier beim Feudalismus ist notwendig zu unterscheiden zwischen
- Eigentum der Erde,
- Besetzungsrecht der Erde und
- Benutzungsrecht der Erde.
Die Feudalstruktur hat fünf charakteristische Eigenschaften:
- der Feudalherr ist tatsächlicher Eigentümer der Erde, aber nicht absoluter Eigentümer, weil er gleichzeitig der Hierarchie des Feudalherrn und Untertanen eines Herrschers angehört.
- Der Herrscher besitzt das formale Eigentum der Erde, aber nicht das tatsächliche.
- Die Bauern leben in kleinen Dorfgemeinden, und ihre Widerstandsfähigkeit wird von solchen Gemeinden bedingt (und manchmal bekräftigt!).
- Die Bauern müssen in Waren und in Geld Steuern zahlen, und solche Steuern machen die Anwendung von außerwirtschaftlichen Druckmaßnahmen notwendig (Heer, etc.).
Da die Werkzeuge den Bauern gehören, pflegen sie sie und arbeiten effektiver (Pflüge waren zum Beispiel bei der Sklaverei stumpf, beim Feudalismus geschärft…)
7) Die kapitalistische Produktionsweise
Sie ist nichts anderes als die Enteignung der Produzenten (der Bauern) von ihren Produktionsmittel (Werkzeuge, etc.) und die Verwandlung dieser Bauern in Lohnabhängige.
Wichtig ist hier unter anderem, dass die Quellen des Mehrwerts jetzt:
nicht nur die absolute und die Differentialrente der Erde sind (Steuer und Corvee),
sondern auch
- das Finanzkapital
- und das Industriekapital.
Diese neuen Quellen des Mehrwerts wurden ermöglicht, weil das allgemeinen Äquivalent (also das Geld) und die Arbeitskraft in Waren verwandelt wurden.
Die Rolle des Kapitals nahm somit ein entscheidendes Gewicht ein.
Wir haben es hier also mit einer Differenzierung der Produktionsmittel in ein Vielfaches der ursprünglichen, jahrtausendelang stabilen Ausbeutung der Erde zu tun. Jetzt wird nicht nur die Erde, sondern auch die Industrie und das Finanzkapital Mehrwert erzeugen
Wir sind damit am Ende dieser kleinen Skizzierung der verschiedenen Produktionsweisen. Das Produkt der Arbeit ist Eigentum der Kapitalisten.
Noch einmal: Die Asiatische Produktionsweise (AP)
Ein Vergleich zwischen den verschiedenen Produktionsweisen soll uns erlauben, den Begriff „asiatische Produktionsweise“ von den anderen Begriffen zu unterscheiden.
Vergleich mit der primitiven Urgesellschaft
- Die primitive Urgesellschaft und die asiatische Produktionsweise setzen beide die Existenz vom kollektiven Eigentum der Erde voraus.
- Das private Eigentum der Erde bei der AP existiert nicht, sondern das Individuum hat, solange es Mitglied der Gesellschaft ist, das Recht der Benutzung und Besetzung.
- Aber in der AP bedeutet die Ausbeutung der Menschen durch den Menschen eine Differenzierung zwischen „oberen“ und „unteren“ Gemeinden (Kollektiven).
- Die AP ist die Entfremdung der kollektiven Gemeinschaft hin zu einer hierarchischen Gesellschaft, wo die obere Gemeinde die soziale Funktion einer Klasse ausübt.
- Klasse und „Überbau“ (= Staat) sind in solcher Struktur nicht trennbar.
Vergleich mit der Sklaverei
- Â Die asiatische Produktionsweise kann man nicht verwechseln mit der Sklaverei, es sei denn, man interpretiert die Aussagen von Marx über die „allgemeine Sklaverei“ falsch.
- Marx meint damit die Unterwerfung eines Individuums unter einen Staat, und nicht (wie in der griechisch-römischen Sklaverei) die Unterwerfung eines Menschen (Sklave) unter einen andern Menschen (Sklavenbesitzer).
- In der asiatischen Gesellschaft ist der Staat der wesentliche Hüter der Ausbeutungsverhältnisse.
- Das Individuum als Mitglied einer (unteren) Gemeinde ist als Gesellschaftsmitglied frei.
- Diese „Freiheit“ befreit es aber nicht von Steuern und von der Corvee (Frondienst), oder von der Unterwerfung unter den Staat und seine Repräsentanten.
- Die Sklaverei ist begrenzt aufgrund der Notwendigkeit einer Bauerngesellschaft, die mit den Steuern und Corvee das System erhält.
Vergleich mit dem Feudalismus
- Man könnte eben aufgrund dieser Corvee die asiatische Produktionsweise mit dem Feudalismus vergleichen.
- Das formale Eigentum der Erde von Seiten eines Königs, die Hierarchie von Fürsten, Herzogen, etc. und Beamten dieses Königs könnte man mit der Bürokratie und dem Verwaltungsapparat der asiatischen Produktionsweise vergleichen.
- Der Hauptunterschied ist der Charakter der Ausbeutung und der Abhängigkeit der Bauern von
— einem privaten Feudalherrn im Falle des Feudalismus
— vom Staat im Falle der Asiatischen Produktionsweise. - Im letzteren ist der Staat Eigentümer der Erde, und die Ausbeutung der Bauern ist kollektive Ausbeutung.
- Die Abhängigkeit eines Individuums gegenüber einem Beamten des Staates ist indirekt und geht über in die Abhängigkeit gegenüber dem Staat.
Beim Feudalismus sind die Bauern direkt von ihrem Feudalherrn abhängig, und dieser Feudalherr ist der Eigentümer der Erde auf der „seine“ Bauern arbeiten.
Vergleich mit dem Kapitalismus
- Man könnte die asiatische Produktionsweise mit einer Art „sozialen Marktwirtschaft“ vergleichen, aufgrund der Rolle, die der Staat im Spätkapitalismus übernommen hat.
- Der Hauptunterschied ist die Existenz von Privateigentum der Produktionsmittel und der “internationalen- Anarchie der Produktion im Kapitalismus, Anarchie die durch die Konkurrenz erzwungen wird („freie Marktwirtschaft“ ist eben Anarchie!).
- Außerdem ist der Staat auch im Spätkapitalismus unserer Epoche eine Überbaustruktur im Dienste der herrschenden Klasse.
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Schlussfolgerungen
Uns erscheint der Begriff „Asiatische Produktionsweise“ deswegen hilfreich, weil er uns einen Boden gibt für die Analyse einer Gesellschaft,
- die das kollektive Eigentum der Produktionsmittel (diesmal Fabriken und vieles andere mehr) ausübt,
- die gleichzeitig ihre Mitglieder ausbeutet mittels einer Struktur innerhalb der Gesellschaft, die „obere“ und „untere“ Gemeinden trennt.
Solche Gesellschaften gibt es heute, und wir kennen sie unter dem (historisch verdienten!) Namen des Stalinismus.
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Asiatische Produktionsweise und Stalinistische Staatstheorie
Der Vergleich zwischen asiatischer Produktionsweise und stalinistischer Planwirtschaft und die Konsequenzen von solchen Vergleichen war das Ziel dieses Textes.
Aber zuerst und aufgrund der Vertuschung dieser Kategorie (AP) von Seiten der Stalinisten müssen wir uns fragen, welche politischen Konsequenzen sich aus dem Begreifen der Kategorie der asiatischen Produktionsweise unmittelbar ergeben.
Rolle des Nationalismus
Die Theorie der Existenz der asiatischen Produktionsweise hilft uns beim Verstehen der Auseinandersetzungen zwischen Stalin und Trotzki um die Rolle der Nationalbourgeoisie und um die Einschätzung der nationalistischen Bewegungen (zum Beispiel damals in China).
Ein hochaktuelles Thema, denn gerade diese nationalistischen Befreiungsbewegungen prägen unsere Epoche und sorgen unter anderem für Verwirrung innerhalb der „Linken“.
Diskussion:
Sollen solche nationalistischen Bewegungen in Nicaragua, Cuba oder Irak und Afghanistan unterstützt werden oder nicht?
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Theorie der „Permanenten Revolution“
Die Theorie der Existenz der asiatischen Produktionsweise liefert einen Beweis für die Theorie der „Permanenten Revolution“ von Trotzki.
- Der Sieg des Kapitalismus in einem Land mit asiatischer Produktionsweise bedeutet, dass die Revolution “entgegen den stalinistischen Theorien- nicht in Etappen zu verlaufen braucht, sondern dass „historische Sprünge“ möglich sind. (Die „feudalistische“ Etappe wird übersprungen!).
- Das bedeutet, dass die Variante, ob eine „halbfeudale“ Gesellschaftsformation direkt in eine sozialistische überspringen kann, indem sie die „kapitalistische Etappe“ nicht durchmacht, mindestens einen Präzedenzfall hat. (Die AP in China wurde direkt in Kapitalismus zwangsumgewandelt und zwar ohne Feudal-Etappe)
- Dieser Präzedenzfall, ist sehr wohl bedeutend, weil bei den Gesellschaften, die auf der asiatischen Produktionsweise gegründet sind, ein zentralisierter Staat existiert, der nicht erlaubt (im Gegensatz zum Feudalismus), dass andere Gesellschaftsformen existieren können.
Klassenkollaboration oder nicht
Es ging auch um die Klassenkollaboration mit der „Kuomintang“ in China
weil diese Klassenkollaboration (später und bis heute „Volksfront“ genannt) dadurch begründet wurde dass man in solchen Ländern eine „historische Etappe“ durchführen müsse, bevor die Kommunisten mit einer „sozialistischen Etappe“ anfangen dürften.
- Damals vertraten die Stalinisten in China solche Etappentheorien
- Heute vertreten die Stalinisten immer noch in den „Länder der dritten Welt“ (ein ebenfalls von Stalinisten erfundener Begriff) die „Volksfront“ “Theorie.
Asiatischer Despotismus
Es ging schließlich darum, die Ähnlichkeiten zwischen asiatischem Despotismus (ein von Lenin und Trotzki oft zitierter Begriff) und dem realexistierenden Stalinismus zu verwischen.
Das Erbe des asiatischen Despotismus (der Zar von Russland war sehr wohl als asiatischer Despot zu verstehen) sollte geleugnet werden, um die eigene Degeneration des sowjetischen Staates zu verstecken.
(Die Stalinisten als Erbe des Zaren haben ihre despotischen Strukturen alten zaristischen Bauerngemeinden zu verdanken)
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Stalinismus und asiatische Produktionsweise
Eine Strömung innerhalb Deutschlands vertritt die Theorie, der Stalinismus sei der politische Repräsentant einer neuen Klasse.
Wir wollen anhand dieser Kategorie der asiatischen Produktionsweise ein besseres Verständnis dessen erreichen, was diese Begriffsverwirrung verdunkelt.
Wir wollen uns deswegen die Theorien von Kuron und Modzelewski darstellen, die 1966 behaupteten, dass die stalinistische Bürokratie eine Klasse wäre.
[Zitat]
Jacek Kuron, Karol Modzelewski: „Monopolsozialismus, offener Brief an die polnische vereinigte Arbeiterpartei, 1966
„In unserem System gibt es keine individuellen Kapitalisten. Die Fabriken, die Hütten- und Bergwerke sind zusammen mit ihrer gesamten Produktion Eigentum des Staates. Da sich jedoch der Staat in den Händen der Monopolbürokratie befindet, die der kollektive Disponent der Produktionsmittel und der allgemeine Ausbeuter der Arbeiterklasse ist, verwandelt sich die Gesamtheit der Produktion und Unterhaltsmittel in zentralisiertes „Staatskapital“ 3 „
…
„Welches ist das Ziel der Monopolbürokratie als Klasse 4, das im Produktionsprozess verwirklicht wird? Welches ist ihr Produktionsziel? Ihr Ziel ist nicht der Gewinn, den die Unternehmungen abwerfen, sondern allein das Mehrprodukt 5 im Rahmen der gesamten Volkwirtschaft.
Im Unterschied zum individuellen Kapitalisten hat es die Monopolbürokratie nicht nötig, weder das Mehrprodukt noch jenen Teil des Sozialprodukts, der der Amortisation des fixen Kapitals dient, auf dem Markt zu erwirtschaften. Da sie Eigentümer aller Industriebetriebe und ihrer Produktion ist, braucht sie auch von sich selbst nicht zu kaufen 6„
3 Reichtum hat verschiedene Formen, eine Form ist „Kapital“, genauer: fixes Kapital. Die Tatsache dass eine Bürokratie den Reichtum der Gesellschaft verwaltet, bedeutet nicht unmittelbar, dass sie dafür die Form von Kapital wählt. Beweis: die asiatische Bürokratie verwaltete den Reichtum nicht als „Kapital“! Kuron macht hier einen Sprung in der Kategorie der Begriffe (falsche Behauptung: jeglicher Reichtum = Reichtum in Form von Kapital), die von Marxisten nicht akzeptiert werden kann.
4 Warum „als Klasse“? Die asiatische Produktionsweise zeigt uns, dass es sogar dann, wenn es im Stalinismus eine andere Produktionsweise gäbe (was im Falle der stalinistischen Bürokratie nicht bewiesen wird und übrigens unserer Meinung nach auch nicht bewiesen werden kann), auch dann könnte es sehr wohl eine Schicht geben, die diese Produktionsweise verwaltet, ohne dass sie gleich zur Klasse wird…
5 Mehrprodukt gab es in allen Gesellschaftsformationen. Es geht hier eben um die Form die dieses Mehrprodukt dann in der Produktion übernimmt, (ob es in der Form von Waren oder von Schätzen – oder von etwas anderem – seine Rolle übernimmt) und welcher dann diese Rolle in der Produktion ist.
- Die Produktion in den Ländern des realexistierenden Stalinismus hatte als Ziel mindestens in beträchtlichem Anteil den Verkauf der Produkte in die kapitalistische Weltmarktwirtschaft.
- Die Verwandlung von Mehrwert in Produktionsmittel innerhalb der nationalen Grenzen war Produkt einer Planung, auch dann, wenn dieser Planung deformiert, degeneriert und bürokratisch war.
Diese Tatsachen lassen uns behaupten, dass es in den realexistierenden stalinistischen Ländern einen permanenten Kampf zwischen den Gesetzen der Marktwirtschaft und den Gesetzen der Planwirtschaft gab!
…
„Die Preise sind nur ein Mittel, um die Produkte zahlenmäßig zu erfassen, ihre Relation braucht nicht mit den Werten der Produkte übereinzustimmen7.
Das einzige Produktionselement, das die Monopolbürokratie nicht besitzt, ist die menschliche Arbeitskraft. Die Monopolbürokratie kauft sie8 en Bloc unter Monopolbedingungen, denn alle Betriebe haben gleichen Eigentümer.“
…
„Von ihrem Klassenstandpunkt aus ist die Produktion um des Konsums willen ein notwendiges Übel, die Produktion um der Produktionswillen ihr eigentliches Ziel“
…
„Das subjektive, private Ziel der herrschenden Klasse, ihr Produktionsziel, kann in einen Widerspruch zu dem gesamtgesellschaftlichen Ziel geraten. Dies ereignet sich sowohl im kapitalistischen wie im monopolbürokratischen Wirtschaftssystem.“
…
„Um seine besondere Ziele, einen maximalen Gewinn und dessen Vermehrung zu verwirklichen, ist der Kapitalist darauf angewiesen, die von ihm erzeugten Produkte auf dem Markt abzusetzen. Es ist ihm weithin gleichgültig, was er produziert, die Hauptsache ist, dass er einen Markt für seine Produkte findet. Er ist also vom Markt, letzten Endes von den Konsumenten abhängig.
Die vom Konsum bedingte Nachfrage bestimmt so die Marktchancen, während sie der kapitalistischen Produktion und Akkumulation gleichzeitig durch periodische Krisen oder durch Absatzschwierigkeiten Grenzen setzt“
…
6 Das stimmt schlicht und einfach nicht! Viele Produktionsmitteln wurden in kapitalistische Länder gekauft, geschweige denn von den Ersatzteilen. Kuron und Modzelewski haben hier eine etwas idealisierte Vorstellung von einer „autonomen sozialistischen Region“, die verdächtigt nach „Sozialismus in einem Lande“ riecht…
7 Eben das ist was Trotzki in seinem Buch „verratene Revolution“ kritisiert! Die Prognose von Trotzki, dass solches willkürliches Einfrieren von Preise nur den Schwarzmarkt fördern würde, hat sich in solchen Länder tragisch bestätigt.
8 Kauft sie? Wie denn? Mittels welcher allgemeinen Äquivalents, wenn das Geld nicht mehr diese Funktion erfüllt?
9 Siehe danach.
Rahmen der beiden Theorien
Es ist nicht unser Ziel, uns hier nur und ausführlich mit den Theorien von Kuron und Modzelewski auseinander zusetzen. Einige Punkte sind hier jedoch zu klären; es sind diejenigen, die meiner Meinung nach den Rahmen der Beiträge beider Menschen festlegen:
- Erstens geht es hier um den Begriff „Klasse“ in Zusammenhang von Besitz von Produktionsmitteln.
- Im Kapitalismus ist der Kapitalist der Besitzer der Produktionsmittel und “um Gewinn zu erzielen- „ist er darauf angewiesen“,… die von der Arbeitskraft der Arbeiter erzeugten und von ihm angeeignete Produkte…“auf dem Markt abzusetzen“.
- Die Form wie der Kapitalist sich diese Produkte der Arbeit anderer aneignet ist die Gewalt, ausgeübt durch
o Gesetze
o und deren Hüter (das was Lenin die „besondere Formationen bewaffneter Menschen“ nannte)
also der Staat der Diktatur der Bourgeoisie (Lenin, Staat und Revolution). - Wenn die stalinistische Bürokratie tatsächlich eine Klasse sein sollte, dann sollte sie sich diese Produkte aneignen und dann mittels dieser angeeigneten Produkte sich klar und deutlich von anderen Klassen trennen, die keinen Zugang auf den Besitz dieser Produkte hätten.
- Besonders wichtig wäre hier, dass die „Nichtbesitzer“ keine „Hintertür“ für das Einsteigen in diese Klasse hätten.
- Eben bei der asiatischen Produktionsweise spricht man von einer Schicht, und nicht von einer Klasse, weil die Möglichkeit in dieser Schicht einzutreten, durch die „gelehrten Prüfungen“ gegeben wird.
Das bedeutet: auch dann, wenn man den realexistierenden Stalinismus als Vertreter einer neuen (alten) Produktionsweise verstehen würde, könnte man noch nicht von einer „Klasse“ reden, sondern von einer Schicht, in der man doch einsteigen könnte, mittels „gelehrten Prüfungen“ (Eintritt in die Partei und danach in den Apparat der Partei).
Man könnte eine „asiatische Produktionsweise“ als Hypothese stellen, wenn der Stalinismus auf Weltebene ohne den Kapitalismus existiert hätte.
Da der Stalinismus aber im großen Teil für die kapitalistische Weltmarktwirtschaft produziert hat, kann man höchstens von einer Produktionsform reden, und nicht von einer Produktionsweise.
Der Unterschied ist dann, dass wir mit unserem alten Bekannten, dem Kapitalismus zu tun haben, und nicht mit einer neuen Gesellschaft, die etwa mit einer neuen Produktionsweise in Konkurrenz zu der kapitalistischen Gesellschaft treten und gleichzeitig existieren würde.
- Die Existenz einer neuen Gesellschaft, mit einer anderen Produktionsweise als Kapitalismus, womöglich mit einer asiatischen Produktionsweise, würde bedeuten dass diese Gesellschaft im Vergleich mit der kapitalistischen Gesellschaft, rückschrittlichen Charakter hätte.
- Die Nationale Frage d.h. die Frage der Bedeutung des Nationalismus in einer solchen Gesellschaftsformation wäre in diesem Fall anders!!
Zweitens ist dieses „Produktionsziel“ (Produktion, um des Produktionswillens) etwas unklar und ungenügend definiert.
- Wer produziert?
- Wer eignet sich das an?
- Was passiert mit den angeeigneten Produkten?
Die Bürokratie produziert nichts! Sie eignet sich “im schlimmsten Falle- die Produkte fremder Arbeit an, mittels Gewalt eines stalinistischen Staatsapparates.
Wenn das angeeignete Produkt nicht zur Vermehrung vom Kapital benutzt wird, dann wofür?
Will Kuron wirklich damit sagen, Ziel der Bürokratie sei „Verwalten“?
Was unterscheidet dann die Bürokratie von der linken Opposition, die auch die Wirtschaft verwalten will?
Mir scheint eben deswegen die Theorie von Kuron und Modzelewski unannehmbar, weil sie letzten Endes die „freie Marktwirtschaft“ (also den Kapitalismus) als Alternative vorschlägt.
Ich will hier einen letzten Punk skizzieren. Die „Monopolbürokratie“ und die Gesellschaften mit asiatischer Produktionsweise haben einiges gemeinsam.
- Es gibt kein Privateigentum, sondern Gemeindeeigentum.
- Es gibt Ausbeutung der Arbeitskraft ohne Privateigentum der Produktionsmittel.
- Die Ausbeutung der Menschen durch die Menschen nimmt eine Form an, die Marx als „allgemeine Sklaverei“ bezeichnete…
- Diese Form ist in ihrem Wesen anders als der Kapitalismus, … weil sie nicht ein Abhängigkeitsverhältnis einer Person zu einer anderen Person darstellt, sondern von einer (oberen) Gemeinde zu anderen (unteren) Gemeinden.
- Und es gibt in beiden eine deformierte, ausbeuterische, menschenfeindliche Planwirtschaft!
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Stalinismus: Planwirtschaftsabart innerhalb des Kapitalismus?
Eine oberflächliche Interpretation des Marxismus würde folgende These erstellen: Da die zentral-bürokratische Planwirtschaft innerhalb des kapitalistischen Systems eine Tatsache ist (Länder des „real existierenden Stalinismus“), deswegen sei die These, der Kapitalismus ließe nicht zu, dass eine andere Produktionsweise gleichzeitig neben ihm existieren könne, falsch.
In Wirklichkeit hat der „Realexistierende Stalinismus“ ein halbes Jahrhundert lang versucht, seine Theorien in die Praxis umzusetzen, und hat heute „zur völligen Liquidierung der sozialen Errungenschaften der proletarischen Revolution“ geführt (Trotzki schrieb diesen Satz 1936 mit dem Zusatz, dass damals eine Liquidierung der Errungenschaften der Oktoberrevolution noch nicht der Fall war, also davon zu reden 1936 verfrüht sei [Verratene Revolution]), weswegen wir uns mit der Analyse solcher Wirklichkeit befassen müssen.
Für unterentwickelte Länder wie das damalige Russland, China und auch für den Fall Cuba gilt es, dass eine Massenbewegung, die in einer gewaltsamen Revolution ihren Höhepunkt fand, im Laufe der Entwicklung die despotisch-asiatischen Staatsstrukturen nicht verhindern konnte, und trotzdem wurde der Lebensstandard (relativ zur vorherigen halbkolonialen Charakter) besser. Der Stalinismus hat in diesen Ländern Maßnahmen zur bürokratischen Planung der Produktion geleitet, und gleichzeitig die Staatsstrukturen unter seine Kontrolle gebracht. Die Planung, die daraus resultierte, hat diese Länder aus der Armut heraus gebracht, und das trotz des erbitterten Widerstands der kapitalistischen Länder imperialistischen Charakters.
Der Stalinismus hat sich auch in den Ländern Osteuropas etablieren können, mittels Besatzungstruppen der sowjetischen Armee. Welches die Zukunft der osteuropäischen Länder gewesen wäre, wenn z.B. die russische Oktoberrevolution in einer Niederlage geendet hätte oder wenn, aus welchem Grund auch immer, die Rote Armee die Länder Osteuropas nicht besetzt hätte, ob eine solche Zukunft einen besseren Lebensstandard für die Bevölkerung der Länder Osteuropas gebracht hätte, ist zumindest zweifelhaft, besonders dann, wenn man die Entwicklung der Halbkolonien des Imperialismus (Dritte-Welt-Länder) in der Nachkriegszeit verfolgt. Der Stalinismus hat auch in diesen Ländern innerhalb eines halben Jahrhunderts zentralisierte und bürokratisierte Planwirtschaftsversuche gemacht.
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Bürokratische Verwaltung im Realexistierenden Stalinismus gegen Privateigentum.
Es ist an dieser Stelle wichtig, einen kleinen Exkurs zu machen, der den Unterschied zwischen Verwaltung und Privateigentum klärt. Es geht hier nicht um das „Gefühl“, das die Bürokratie haben kann – etwa sie sei die Besitzerin der Produktionsmittel-, sondern um die genaue Klärung, ob sie tatsächlich die Produktionsmittel innerhalb der Länder des Realexistierenden Stalinismus besitzt, unabhängig sogar von ihrem Bewusstsein davon.
Zum ersten wollen wir klären, ob die Bürokratie eine Beziehung zu den Produktionsmitteln hat, die vergleichbar wäre mit der Beziehung der Kapitalistenklasse zu den Produktionsmitteln im Kapitalismus. Der entscheidende Unterschied ist, dass die Bürokratie den Besitz von Produktionsmitteln nur mittels der Existenz einer nicht- besitzenden Klasse (der Arbeiterklasse) definieren kann. Im Gegensatz zur Kapitalistenklasse kann ein einzelner Bürokrat nicht entscheiden, ob z.B. ein Kombinat ihm gehört, weil es keinem anderen Bürokraten gehört. Der kollektive Charakter dieser Beziehung (zwischen Bürokrat und Produktionsmitteln) im Stalinismus ist ein grundlegender Unterschied zum Kapitalismus, nämlich in den Beziehungen zwischen Bürokratie und Produktionsmitteln einerseits, und vom Kapitalisten zu den Produktionsmitteln andererseits. Es ist also nicht richtig, die Bürokratie mit der Kapitalistenklasse zu identifizieren.
Zum zweiten ist es notwendig, zu klären, ob die bürokratische Planwirtschaft eine -eventuell- neue Produktionsweise innerhalb des Kapitalismus wäre. Wir wollen betonen, dass diese Frage (gleichgültig, ob eine Analyse der Produktionsbeziehungen im Stalinismus die Existenz einer solchen -eventuell- neuen Produktionsweise bestätigt oder nicht) die fundamentale Frage ist, die in etwas verzerrter und naiver Form von einigen Gruppierungen gestellt wird, wenn sie sich fragen, ob die Bürokratie eine neue soziale Klasse sei.
Wir wollen mit einen Zitat von Marx (Das Kapital, Band 1, Kapitel 1, Absatz 4: „Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis“) klären, was unter „kapitalistischer Produktionsweise“ zu verstehen ist.
<Zitat>:
„Wenn ich sage, Rock, Stiefel, usw. beziehen sich auf Leinwand als die allgemeine Verkörperung abstrakter menschlicher Arbeit, so springt die Verrücktheit dieses Ausdrucks ins Auge. Aber wenn die Produzenten von Rock, Stiefel, usw. diese Waren auf Leinwand – oder auf Gold und Silber, was nichts an der Sache ändert- als allgemeines Äquivalent beziehen, erscheint ihnen die Beziehung ihrer Privatarbeiten zu der gesellschaftlichen Gesamtarbeit genau in dieser verrückten Form.
Derartige Formen bilden eben die Kategorien der bürgerlichen Ökonomie. Es sind gesellschaftlich gültige, also objektive Gedankenformen für die Produktionsverhältnisse dieser historisch bestimmten gesellschaftlichen Produktionsweise, der Warenproduktion. …“
<Zitat Ende>
Beim Realexistierenden Stalinismus fangen genau da, beim allgemeinen Äquivalent, die Schwierigkeiten an, und sorgen für Verwirrung einiger Vulgärmarxisten. Das Geld ist innerhalb der Staatsgrenzen nicht mehr Ausdruck einer Ware Gold oder einer anderen Ware, die als allgemeines Äquivalent fungiert, das Geld ist ein Zählsystem, das Geld macht sich vom Gold innerhalb der Staatsgrenzen unabhängig, und innerhalb dieser Staatsgrenzen beeinflusst die Ware Gold den Preis anderer Waren nicht mehr.
Es geht hier nicht um eine Haarspalterei! Das Geld bleibt zwar innerhalb der Staatsgrenzen das allgemeine Äquivalent, ist aber hier keine Ware mehr. Innerhalb der Grenzen der stalinistischen Staaten wird die Arbeitskraft ausgebeutet, und mittels Papiergeld wird den
Arbeitern eine bestimmte Menge Gebrauchswerte angeboten, eine Menge, die die Bürokratie festlegt und nicht die Arbeiter.
Was es dann innerhalb diese Staatsgrenzen auf keinen Fall gibt, ist Kapital, der innerhalb seiner Funktion innerhalb der Staatsgrenzen zur Kapitalakkumulation dienen könnte. Die Bürokratie verwaltet die Produktionsmitteln, und genauso wie die Produktionsmitteln verwaltet, verwaltet sie auch die vorhandene Arbeitskraft.
Der stalinistische Staat akkumuliert aber Reichtum (die berühmten Bananenberge…). Reichtum bedeutet aber nicht Warenvorrat. „Reichtum mit Warenvorrat zu verwechseln, ist eine Verwechslung der Form des Vorrats mit dem Vorrat selbst … ein kindisches Missverständnis“, wie Marx sagen würde (Kapital, Band 2, Kapitel 6: Die Zirkulationskosten).
Der stalinistische Staat akkumuliert aber auch Kapital, aufgrund des Handels mit der kapitalistischen Außenwelt, aber mit diesem Kapital kann er nur in der kapitalistischen Welt etwas anfangen. Innerhalb der kontrollierten Gebiete ist Geld nur ein Zählsystem, außerhalb dieser Gebiete wird dieses Geld – z.B. die DDR-Mark- als Ware behandelt, und als solche wird der Preis dieses Geldes von Angebot und Nachfrage bestimmt.
Wenn man die stalinistischen Staaten als geschlossenes System analysiert, d.h. die kapitalistische Außenwelt ignoriert, ähnelt die Situation mehr der asiatischen Produktionsweise als dem Kapitalismus (aufgrund der Verwaltungsfunktion, die die Bürokratie ausübt). Die heutige Entwicklung und Krise der bürokratisch dirigierten Planwirtschaft ähnelt auch verblüffend der Krise der Mandschuregierung Anfang des 20. Jahrhunderts.
Eine formale Identifizierung der stalinistischen Planung und der asiatischen Produktionsweise ist aber auch nicht möglich.
- Zum ersten ist die Produktion bei der asiatischen Produktionsweise hauptsächlich eine agrarische – mit allen Implikationen, was das in Bezug auf die Beziehungen zwischen den verschiedenen Klassen bedeutet-,
- zum zweiten ist eben diese Agrarwirtschaft ein entscheidender Faktor, der bewirkte, daß es innerhalb der asiatischen Produktionsweise keine Industrie-planwirtschaft gab und jeder Bauer seinem eigenen Schicksal überlassen wurde,
- zum dritten hat die asiatische Produktionsweise eine völlig andere historische Herkunft als der Stalinismus, und das nicht nur, weil der Stalinismus seinen Ursprung in der Degeneration einer Revolution hat, sondern auch, weil sich der alte asiatische Despotismus NUR AM ENDE seiner Existenz mit dem Kapitalismus konfrontierte,
- und zum vierten war die Revolution, aus deren Degeneration der Stalinismus entstand, eine genuine proletarische Revolution, die entsprechend genuinen Revolutionären eine Zukunftsperspektive anbietet, wenn diese Revolutionäre die ursprünglichen Ziele wiederherstellen.
Unsere vorläufige Schlussfolgerung ist also: Die stalinistische Degeneration der Oktoberrevolution hat keine neue Produktionsweise in die Welt gebracht, sie ist ein „Phänomen“ innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise; wir wollen die Produktionsform innerhalb der stalinistischen Staaten als „bürokratisch dirigierte Planwirtschaft“ benennen. Wir betonen, daß es für uns eine ProduktionsFORM innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise ist.
Es ist aber tatsächlich interessant, hier einen Vergleich anzustellen mit der Zeit der letzten Kaiser in China Anfang des Jahrhunderts. Wie in einem anderen Artikel beschrieben (China), konnte und wollte die kaiserliche Bürokratie keine Alternative darstellen gegenüber dem eindrängenden Kapitalismus. Schon damals betonte Trotzki (siehe China-Artikel), daß es eine Illusion ist, Hoffnungen in eine „nationale kapitalistische Etappe“ zu setzen. Genauso illusorisch ist der Versuch, eine „sozialistische nationale Etappe“ aufzubauen.
Der Vergleich, den wir hier machen wollen und der uns für die Analyse der spezifischen Art der Entfremdung des Bewusstseins der (stalinistischen) Bürokratie interessiert, ist der Vergleich zwischen der Entwicklung des staatlichen Salzmonopols zur Zeit der Niederlage des chinesischen asiatisch-despotischen Kaiserreichs und der Entwicklung der „Volkseigenen Betriebe“ in einem typischen, von der stalinistischen Bürokratie kontrollierten Land: der DDR. Einen solchen Vergleich finden wir von Nutzen, weil es sich in beiden Fällen um bürokratische Schichten handelt, die mit dem Verlust von wirtschaftlicher Macht konfrontiert wurde. Zum besseren Verständnis, was wir damit meinen, wollen wir hier eine kleine Zusammenfassung der Geschichte der staatliche Salzmonopole bringen.
Das Staatsmonopol für Salz war im alten China von alters her überliefert. Die Salzindustrie lag in den Händen von Monopolinhabern, deren Rechte erblich waren. Die Monopolinhaber verkauften das Salz an Händler, die eine Lizenz zur Versendung des Salzes hatten. Jede lizenzierte Lieferung wurde registriert und durfte nur an einen bestimmten Ort gebracht werden; die Verteilung unter die Bevölkerung besorgten die staatlichen Salzlager. In jeder Provinz gab es einen Salzintendanten, der mit Hilfe einer eigenen Bürokratie die Lizenzgebühren und Verkaufssteuern am Erzeugungs- und Verbraushort kassierte.
Mit einem solchen System blühte aber auch die Korruption. Vermutlich die Hälfte des gesamten Salzes wurde von Schwarzhändlern in gesetzwidriger Weise erzeugt und auf Umwegen verkauft. So kam es zu einer Koexistenz von Schwarzhändlern und Beamten.
Einigen der DDR-Leser wird diese Schilderung bekannt vorkommen. Wir reden hier aber vom alten, asiatisch-despotischen China, mit einem Mandschu-Kaiser an der Spitze! Die Existenz von Händlern innerhalb solcher Produktionsweise (asiatisch) ist vergleichbar mit der Existenz von Mischbetrieben innerhalb einiger „reformierter“ stalinistischer Staatsstrukturen.
Die Entwicklung des asiatisch-chinesischen staatlichen Salzmonopols zum kapitalistischen Betrieb wurde Anfang des 20. Jahrhunderts deutlich. Die letzte Ching- Regierung hatte im April 1911 eine Anleihe bei einem internationalen Bankenkonsortium (England, Frankreich, Deutschland, Amerika) aufgenommen. Als Yuan Shih-kai am 10. März 1912 die Präsidentschaft übernahm, musste er seine Aufmerksamkeit den auswärtigen Beziehungen zuwenden, weil er ausländisches Geld benötigte. Die Steuern aus den Provinzen schrumpften, die Regierung war in finanziellen Schwierigkeiten. Yuan verhandelte nun über eine Anleihe von 25 Millionen Pfund Sterling (eine große Summe für die damalige Zeit) mit einem Konsortium englischer, französischer, deutscher, russischer und japanischer Banken (Die Ähnlichkeiten mit dem heutigen IWF sind also erstaunlich!). Für diese Anleihe sollte das Salzmonopol verpfändet werden, und Yuan konnte daraus seine Truppen bezahlen (das wurde schon damals „Staatskosten“ genannt).
Ziel Yuan Shih-kais war ein zentralisierter bürokratischer Staat, wie ihn Peking um 1900 angestrebt hatte. So belebte er den Kult des Konfuzianismus wieder und hielt sich sonst an abgenutzte alte Methoden, indem er die neue Politik, Volksvertretungen und Presse mit Terrormethoden unterdrückte.
Die Entfremdung der Arbeiter ist in diesen Staaten dieselbe geblieben wie beim Kapitalismus, die Entfremdung der bürokratischen Schicht, die die asiatisch-despotischen Staatsstrukturen bildet, ist aber eine andere als die der Kapitalisten.
Beide Erscheinungen, zum einen der Ausverkauf der nationalen Industrie und Reichtum und zum anderen die Dogmatisierung der Ideologie der bürokratischen Herrschaftsschicht finden wir charakteristisch für asiatisch-despotische Staatsstrukturen, und darunter verstehen wir auch die Staatsstrukturen beim Stalinismus (wohl gemerkt: die Staatsstrukturen und NICHT die Produktionsweise!). Zum ersten, die Abhängigkeit gegenüber der kapitalistischen Außenwelt, die in dem Ausverkauf des nationalen Reichtums mündet, und zum anderen die Pflege einer Ideologie (damals der Konfuzianismus, im Falle des Stalinismus die stalinistische Dogmatisierung des Marxismus) charakterisieren unserer Meinung nach die spezifische Art von Entfremdung der Bürokratie in solchen asiatisch-despotischen Staatsstrukturen. Im Falle des Stalinismus aber mit einer dritten, in der asiatischen Produktionsweise nicht vorhandenen Eigenschaft, nämlich der Einzwängung in eine von kapitalistischen Marktgesetzen beherrschte Welt.
Wir wollen es kurz zusammenfassen: Die spezifische Art von Entfremdung der stalinistischen Bürokratie kann man folgendermaßen charakterisieren:
- Zum einen zwingt die Einzwängung in die internationalen kapitalistischen Marktgesetze dazu, dass sich die Bürokratie nach außen mit der Kapitalistenklasse “also mit die herrschende Klasse- identifiziert. Sie versucht, Profit zu erreichen und durch Ansammlung von Geld Macht zu erlangen. Die Ansammlung von Geld innerhalb der kapitalistischen Welt zwingt sie, dieses Geld als Kapital zu verstehen, was die Außenhandelsbeziehungen angeht. Eine Identifizierung mit dem Proletariat findet deswegen nicht statt, weil die Bürokratie sich also als Besitzerin von Kapital versteht. Die Arbeit und die Lust auf Arbeit sind für die Bürokratie bestenfalls propagandistische Lügen, die sie selbst nicht glaubt.
- Zum zweiten und aufgrund ihrer geschichtlichen Herkunft und der dazugehörigen sozialen Basis kann die Bürokratie sich mit der internationalen Kapitalistenklasse NICHT völlig identifizieren, weil eine völlige Identifizierung ihre Existenzgrundlage innerhalb der eigenen Staatsgrenzen oder ihrer sozialen Basis in Frage stellen würde (deswegen bleibt die PDS außerhalb des Spektrums der bürgerlichen Parteien und nimmt ihre Rolle als „Opposition“ ein).
- Und zum dritten dogmatisiert die Bürokratie eine Lehre (in diesem Falle: den Marxismus) zu einer Quasi-Religion. Die Notwendigkeit einer Quasi-Religion für bürokratische Staatsstrukturen ergibt sich aus den Beziehungen zwischen der Bürokratie und den Produktionsmitteln und ist ein Thema für einen weiteren Diskussionstext.
Es ist aber hier wichtig für die Analyse der möglichen Zukunftsperspektiven des Stalinismus, zu betonen, dass er dieser Dogmatisierung einer Lehre nicht entweichen kann, wenn er auf sein historisches Erbe nicht völlig verzichtet. Und das ist keine leere Phrase! Der Stalinismus bleibt Stalinismus, auch wenn er die Volksfrontpolitik vertritt (wie im Falle der heutigen PDS), und er kann sich von dieser Rolle solange nicht freimachen, bis er seiner Struktur, seiner Programmatik und seiner geschichtlichen Vergangenheit abschwört, d.h. bis er aufhört, seine Identität aufrecht zu erhalten. Solcher Verzicht auf die eigene vergangene Identität ist aber unmöglich, ohne sich die Geschichte der Opposition gegen den Stalinismus anzueignen, d.h. ohne die vorhandenen stalinistischen Strukturen bis zum Fundament zu zerstören und durch ganz neue zu ersetzen.
Hiermit sind wir an drei verschiedenen Arten von Entfremdung des Bewusstseins angekommen. Zum einen die Entfremdung des Bewusstseins beim Arbeiter, zum zweiten die beim Kapitalisten, und zum dritten die bei der stalinistischen Bürokratie. Auf der Grundlage der Analyse dieser Formen der Entfremdung des Bewusstseins könnte es möglich sein, einen erfolgreiches Kampf gegen sie zu führen. Dieser Kampf soll also mindestens vier grundlegende Prinzipien beinhalten:
Zum einen eine Zukunftsperspektive gegen die Entfremdung, die es bedeutet, Freiheit mit Konsumvielfalt zu verwechseln. Dazu gehört die „Wiedervereinigung“ der Arbeiterklasse mit dem Produkt ihrer Arbeit, also die notwendige vorherige Vergesellschaftung der Produktionsmittel, die wiederum die „Expropriation der Expropriateure“ beinhaltet.
Zum zweiten eine Zukunftsperspektive gegen die Entfremdung, die es bedeutet, Freiheit mit Besitz von Kapital – also der Fähigkeit zum Kauf der Ware Arbeitskraft und dem Besitz von Produktionsmitteln- zu verwechseln. Dazu gehört die Schaffung planwirtschaftlicher Modelle und Strukturen, die diese Vergesellschaftung der Produktionsmittel unter Kontrolle behalten.
Zum dritten eine Zukunftsperspektive gegen die Entfremdung, die es bedeutet, Freiheit mit Ausbeutung und Beherrschung anderer Menschen zu verwechseln. Dazu gehört die Schaffung von räte-demokratischen Strukturen, die die Planung der Wirtschaft und die Gestaltung der gesamten Gesellschaft bestimmen, und die sich in offener und unversöhnlichen Kampf gegen die bürokratische Pest “Stalinisten oder andere Erscheinungsformen- stellt.
Und zum vierten eine politische Linie, die von Anfang an und als Prinzip ihrer Strategie (nicht ihrer Taktik!) die Unversöhnlichkeit mit dem Weltkapitalismus versteht. Dazu gehört die Errichtung einer internationalen Kampforganisation des Proletariats und die entsprechende Aneignung der Erfahrungen der verschiedenen Versuche in der Geschichte des Proletariats, eine solche internationale Organisation zu errichten. Dazu gehört auch die Unvereinbarkeit solcher politischer Strategie und Strukturen mit dem Stalinismus in all seinen Erscheinungsformen.
Die Schlussfolgerungen sind allgemein und eigentlich nichts Neues, wir haben aber die bittere Erfahrung von kleinen Gruppen, die entweder solche prinzipiellen Stellungnahmen nicht kennen oder solche „Schlussfolgerungen“ wie ewige Wahrheiten behandeln, und damit in beiden Fällen ein noch tieferes Prinzip verletzen: das Prinzip, dass hinter jeder ökonomischen Formation, hinter jeder dazugehörenden Ideologie, hinter jedem revolutionären Kampf der Mensch und ganz bestimmte Produktionsverhältnisse, in die der Mensch eingebettet ist, stehen. Wir nennen dieses Prinzip materialistischer Humanismus, und die Wiederentdeckung dieses materialistischen Humanismus ist unserer Meinung nach ausgerechnet in diesen Tagen auf der Tagesordnung.
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