von Kiallitas

Seit mehr als 100 Jahren findet jährlich der internationale Frauen(kampf)tag statt. Fabrikarbeiterinnen in den USA gingen auf die Straßen für das Frauenwahlrecht, kürzere Arbeitszeiten, höhere Löhne. Nachdem Clara Zetkin auf der sozialistischen internationalen Frauenkonferenz vorschlug einen jährlich wiederkehrenden Frauentag einzuführen, wurden bis heute im Kampf um die Gleichstellung der Frau viele wichtige Errungenschaften erstritten. In all der Zeit veränderte sich das Motto immer wieder. So entwickelte sich der 8. März zu Zeiten nach dem ersten Weltkrieg auch zu einem  internationalen Tag des Weltfriedens und Forderungen gegen den Krieg.

Die derzeitige Demokratiebewegung hat sich auch die Forderung nach dem Weltfrieden auf die Fahnen geschrieben, und das Bild der Bewegung zeigt eine deutliche Präsenz von Frauen. Sie alle gehen für unsere Rechte und den Frieden auf die Straße. Friedlich. In Zeiten von neuem Wettrüsten und Kriegsgebaren. Diesmal aber geht es um die Rechte, die Freiheit und den Frieden aller Menschen. Deshalb möchte ich an der damaligen Tradition anknüpfen und diesen Tag mit der Forderung verbinden: Raus aus der NATO! Sofortiger Stop von Rüstungsexport und Unterstützung geopolitischer Kriegsbemühungen durch die NATO-Staaten. Friede und gute Beziehungen mit all unseren Nachbarstaaten, inklusive Russland! Sofortiger Stop von allgegenwärtiger Kriegspropaganda, die von Politik und Medien über uns ausgeschüttet wird!

In diesem historischen Umbruch, wo die Menschenrechte, der Frieden, und unsere Freiheit und Selbstbestimmtheit in höchster Gefahr sind, gibt es unzählige mutige Frauen da draußen, die sich für eine bessere Zukunft aller einsetzen, als sich zum jetzigen Zeitpunkt abzeichnen mag. Am heutigen Tag gilt die Ehre und Würdigung für ihren Kampf und ihre Liebe zum Leben!

Und auch heute sind es vor allem Frauen, die in prekären Verhältnissen in dieser Krise den Alltag meistern müssen. Denn auch jetzt noch sind einige der systemrelevanten Berufe vor allem weiblich dominiert, wie zum Beispiel Pflegeberufe, der Job an der Kasse, die Putzfrau, oder die Arbeit in Kitas und Schulen. Oder sie sehen sich zu Hause mit Homeoffice und Homeschooling konfrontiert.

Andere trifft es noch schlimmer, so sind während der Lockdowns viele Frauen zusätzlich von häuslicher Gewalt betroffen, und durch die Zustände ist es noch schwieriger geworden, sich Hilfe zu holen. Viele der jungen Frauen leiden während der globalen Lockdowns an der Zunahme von Vergewaltigungen.

In Nigeria gingen viele Frauen deshalb schon letztes Jahr auf die Straßen unter dem Hashtag #wearetired. Frauenministerin Pauline Tallen nannte es „Epidemie der Gewalt an Frauen“, die Frauen wurden zusammen mit ihren Tätern eingesperrt, ihnen hilflos ausgeliefert.

All jenen Frauen und Mädchen, die besonders an der von Regierungen herbei geführten globalen Krise leiden, gilt am heutigen Tag unsere besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Eine weitere bemerkenswerte Frau, die hier Erwähnung finden sollte, ist Ruth Hubbard. Sie widmete ihr Leben dem Kampf um ethische Grundsätze in der Wissenschaft, insbesondere in der Humangenetik, aber auch für die Rechte von Frauen. Außerdem war sie bekannt als engagierte Antikriegsaktivistin.

In ihrem Buch „The Politics of Women’s Biology“ schrieb sie, dass sie bis zu den 1960er  eine „fromme Wissenschaftlerin“ gewesen sei, aber der Vietnamkrieg und die Frauenbefreiungsbewegung hätten ihre Interessen geändert. So untersuchte sie beispielsweise die Rolle der Frau in den Wissenschaften, und erkämpfte für sich und alle Frauen mehr Rechte und Vollanerkennung ihrer Arbeiten.

Im Globus 1990 sagte sie, Wissenschaft würde hauptsächlich von „einer sich selbst aufrechterhaltenden, selbstreflexiven Gruppe entschieden: von den Auserwählten für die Auserwählten“. Ein elitärer Kreis unter weißen Männern aus der Oberschicht.

Als die Humangenetik und DNA Forschung so richtig Fahrt bekam, fing sie an sich um die ethischen Grundsätze zu sorgen. Und das zu Recht, wie wir heute sehen können!

Sie prägte damals den Begriff „Genomanie“. Durch die naturwissenschaftliche Denke, alles soziale Übel in der Biologie des Menschen zu finden, hatte erst die Eugenik in seiner vollendeten Form möglich gemacht. So war man zu diesem Zeitpunkt zum Beispiel geradezu davon besessen, das Homosexualitäts-Gen zu finden.

Damals wie heute stehen wir vor den ethischen Gefahren eugenischer Interessen, die gerade dabei ist sich zu neuer Blüte zu entfalten. Die genetischen Impfstoffe und deren gesellschaftliche Akzeptanz stellen nur den Startpunkt eines neuen Höhepunkts dar durch Einführung von Technologien wie CRISPR und der genetischen Verbesserung des Menschen, wie auch der bald allgegenwärtigen (präventiven) Gentherapie. Ruth Hubbard sollte uns heute ein Mahnmal sein, sie hatte schon damals erkannt, wohin diese Entwicklungen führen würden.

Ruth Shagoury Hubbard wurde 1924 in Wien geboren, eine Tochter linker jüdischer Intellektueller. 1938 emigrierte sie mit ihrer Familie in die USA, als Deutschland Österreich annektierte. Dort wurde sie als erste Frau in der Harvard Universität zur ordentlichen Professorin in Naturwissenschaften ernannt. Hubbard war politisch und sozial eine mutige und engagierte Aktivistin, deren Arbeit heute ganz besonderen Dank und Ehre zuteilwerden sollte. Ihr Erbe ist in so vieler Hinsicht aktueller denn je.

Diese multiple Krise ist auf mehreren Ebenen ein absoluter Rückschlag für all die erkämpften Errungenschaften so vieler starker Frauen. Lasst uns gemeinsam ihren Kampf in Ehren halten, uns für die stark machen, die es brauchen, und fortführen, was viele Heldinnen begonnen haben.

„Befürworter des Humangenomprojekts argumentieren, dass die Kenntnis der genetischen Blaupause des Menschen zu einer gesünderen Zukunft führen wird, da fast alle Krankheiten eine genetische Komponente haben. Dieses Argument ist fraglich, da die „genetische Komponente“ der Krankheit ohne Berücksichtigung der vielen sozialen und wirtschaftlichen Faktoren, die ebenfalls zur Krankheit beitragen, bedeutungslos ist. Der einzige Fall, in dem genetische Vorhersagen zur Prävention von Krankheiten führen können, ist die vorgeburtliche Beratung. Aber auch in diesem Fall ist die Entscheidung, eine Schwangerschaft abzubrechen, eng mit der Frage verbunden, wer es verdient, in dieser Welt zu leben.“

Ruth Hubbard: Genomanie und Gesundheit, American Scientist , vol. 83, nein. 1, 1995, p.*

*Hubbard wusste um den Konflikt schon damals, dass sich Viele in der Bioethikfrage deshalb so zurück nehmen, da sie befürchteten, dass die Kritik und das Aufzeigen der Gefahren nur die Abtreibungsgegner stärken, und Rechte im Zuge weiter beschnitten werden würden.

Natürlich ist auch diese Sorge berechtigt. Deshalb darf die Kritik bzw Thematisierung natürlich nicht ausbleiben. Die reproduktive Selbstbestimmung sollte nach wie vor erstritten und bewahrt werden. Verbote von Abtreibungen würden nur Eines bewirken: Sie würden wieder illegal in irgendwelche schmutzigen Hinterzimmer verlagert, die oft genug blutig bis tödlich endeten. Das Selbstbestimmungsrecht und die Legalität steht daher völlig außer Frage.